Montag, 14. September 2015

Alte Technik neu entdeckt

Die Schröpfkopftherapie als uraltes Heilverfahren in den unterschiedlichsten Kulturen stößt seit Jahren zunehmend auf das Interesse von Therapeuten und Ärzten. Isabella Weise vermittelt in ihren Kursen, wie Schröpftechniken in der Physiotherapie und in der Klassichen Massagetherapie angewandt werden.
 
Der Kurs zeigt, wie physiotherapeutische Techniken und Schröpfkopftherapie effektiv kombiniert werden können. Der Druck der Physiotherapie oder der Klassischen Massagetherapie und der Unterdruck durch den Sog des Schröpfens stehen dabei bildlich gesprochen für die zwei Seiten einer Medaille. Beide gehören einer physikalischen Einheit an. Isabella Weise sagt: "Dieses Prinzip der Dualität kennen wir aus der TCM oder dem Shiatsu – und aus dem Körper selbst im Sinne von Sympathikus und Parasympathikus: Es sind zwei Gegensätze, aber gemeinsam verstärken sie sich." Schröpfen kann bei vielen sehr unterschiedlichen Krankheitsbildern eingesetzt werden, sowohl bei lokalen pathologischen Vorgängen, zum Beispiel innerhalb von Muskeln, Muskelfaszien, über Gelenken, als auch reflektorisch über die Zusammenhänge zu inneren Organen. Schröpfen kann mit ins Hausaufgabenprogramm eines Patienten eingebaut werden und den Behandlungserfolg der Therapie stabilisieren. 

Kombination der Techniken
Im theoretischen Teil lernen die Kursteilnehmer zunächst den geschichtlichen sowie wissenschaftlichen Hintergrund und dann die unterschiedlichen Methoden der Schröpfkopftherapie kennen: Das trockene, also unblutige Schröpfen, die Schröpfkopfmassage und das blutige Schröpfen, wobei Letzteres nur Ärzten und Heilpraktikern erlaubt ist. Die Schröpfkopftherapie setzt Reize, die für Umbauvorgänge von Geweben sorgen, pathologische Vorgänge auf dieser Ebene unterbrechen und – soweit möglich – umkehren sollen. Das Ziel sind physiologische Reparaturvorgänge und eine Restrukturierung von Zellen, sodass diese ihre ursprüngliche Aufgabe wieder erfüllen können. Isabella Weise empfiehlt dafür eine Kombination von Schröpfen und Weichteiltechniken der Physiotherapie beziehungsweise Klassischen Massagetherapie, da Schröpfen diese Therapien durch eine wesentliche Verbesserung der Nähr- und Sauerstoffsitua­tion optimieren könne. 

In der Praxis wenden die Teilnehmer die traditionellen Methoden des Schröpfens aneinander an. Isabella Weise zeigt, wie durch Feuer ein Vakuum im Glas entsteht. Wichtig dabei ist, das FF-Prinzip einzuhalten: "Feuer fern vom Körper!" Dann zeigt die Expertin an einer Kursteilnehmerin, wie das Schröpfglas auf der Haut platziert wird. Isabella Weise vermittelt dabei das von ihr entwickelte Prinzip "G & G" (Griff und Glas), das auf ihrer langjährigen Erfahrung beim Schröpfen an Patienten mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern basiert. Das dazugehörige Prinzip "Ausgangsstellung und Unterlagerung" ist Grundlage in der von ihr gelehrten kombinierten Therapie und soll die Effektivität der Behandlung im Rahmen des Therapieprozesses steigern. 

Bei den Anwendungen tasten sich die Teilnehmer von der größten Körperoberfläche in immer kleiner werdende Areale vor: Sie setzen die Gläser zunächst auf dem Rücken, dann auf der Rückseite des Beins (Oberschenkel, dann Unterschenkel). Erst wenn alle die Technik verinnerlicht haben, wenden sie sich auch der Vorderseite des Körpers zu (Oberschenkel, Außenseite Unterschenkel) sowie zuletzt Bauch und Brustraum. 

Die Verbindung von "B & B" – Berührung und Bewegung – entspricht dabei im Wesentlichen den Grundlagen der Funktionsmassage, bei der unter gleichzeitiger Längsmassage eines Muskels dessen Ansatz und Ursprung rhythmisch voneinander entfernt werden. Ein weiterer Teil der Praxis ist die Schröpfkopfmassage: Hier zeigt Isabella Weise den Teilnehmern nicht nur das klassische Über-die-Haut-ziehen, sondern sie führt auch vor, wie man mit dem Schröpfglas eine Querfriktion (deep friction) durchführt. Die funktionsmassageähnlichen Griffe mit Schröpfgläsern ermöglichen Therapeuten ein gelenkschonendes, kräftesparendes und händeschonendes Arbeiten am Patienten. Der zweite Tag gehört der Umsetzung von gängigen krankengymnastischen Techniken unter aufgesetzten Gläsern in unterscheidlichen Ausgangsstellungen. 

Nun können die Teilnehmer Krankheitsbilder nennen, die sie am meisten interessieren oder zu denen sie Fallbeispiele kennen. Isabella Weise geht ganz individuell darauf ein, empfiehlt Techniken und übt diese mit den Therapeuten ein. Dabei lassen sich nicht nur die vielfältigen Anwendungsgebiete zeigen, sondern auch die Grenzen der Technik vermitteln. Alles in allem zwei sicherlich, was die Theorie betrifft, anstrengende Tage mit einem lebendigen, humorvollen, bildhaften Unterricht. Sie machen Therapeuten einmal mehr bewusst, welch geniale Werkzeuge sie haben (auch schon ohne Schröpfen), um auf das Individuum Mensch positiv Einfluss zu nehmen. 

UNSERE DOZENTIN
Isabella Weise ist Physiotherapeutin, Buchautorin und seit 2008 für den VPT als Dozentin in den Bereichn Physiotherapie und medical wellness tätig. Neben gängi- gen physiotherapeutischen Fortbildungen verfügt sie über die Aus­bildung in Neuro- muskulärer Therapie und ganzheitlichen traditionellen Behandlungsmethoden. Sie arbeitet mit Dozenten aus den verschiedensten Bereichen der Therapie und der energetischen Heilweisen zusammen. www.schroepftechniken-in-der-physiotherapie.de
 
Info: Warum Schröpfkopftherapie?
Mit den Wirkungsweisen der Schröpfkopftherapie beschäftigen sich Therapeuten und Wissenschaftler. Mittlerweile gibt es auch die ersten Studien – sowohl national als auch international – welche den schmerzlindernden Einfluss der Schröpfkopf­therapie bei Symptomen des Bewegungsapparates belegen. Die Methoden der Physiotherapie holen das Beste aus dem Schröpfen heraus, während die Schröpfkopftherapie der krankengymnastischen Maßnahme einen effektiven und ganzheitlichen Charakter vermittelt, da nicht nur ein Symptom im Vordergrund steht sondern der Patient in seiner gesamten Komplexität.
Kurs-Termine: Schröpfkopfherapie

Der nächste Kurs mit Isabella Weise "Schröpftechniken in der Physiotherapie und klassischen Massagetherapie" findet im April 2016 bei der VPT Landesgruppe Bayern statt:
Termin: 23.04. - 24.04.2016
Fortbildungspunkte: 18
Gebühr VPT-Mitglieder: 310 €
Gebühr Nichtmitglieder: 360 €
Anmeldung und Infos: www.vpt-bayern.de

Quelle: VPT Magazin, Nr. 02/2015 Ausgabe SEPT