Donnerstag, 10. September 2015

Messe für Menschen mit ­Sehschwäche

13. SightCity Frankfurt
Rund 130 Firmen und Dienstleister aus dem In- und Ausland präsentierten im Mai auf der SightCity in Frankfurt am Main neue Hilfsmittel für sehbehinderte und blinde Menschen. Bei den (Vor)Lesegeräten lässt sich wie in den Vorjahren beobachten, dass die Geräte zunehmend über die Kombination Vergrößerung und OCR (Texterkennung und Vorlesen) verfügen.
 
Es gibt diese Geräte in verschiedenen Ausführungen, als geschlossene Systeme, aber auch als Systeme, die an einen PC, ein Tablet oder an einen Mac gekoppelt werden. Auch einige Smartphones können mit einer entsprechenden Software und Zubehör ausgestattet werden.
Bei den Smartphones haben einige Anbieter eine spezielle Software über das Betriebssystem Android gelegt, welches die Bedienführung vereinfacht und in Sprache und Großschrift darstellt. Diese beinhalten Anwendungen wie zum Beispiel SMS, E-Mail, OCR, elektronische Lupe oder auch Navigation. Zu den neuen Alltagshilfen zählen unter anderem Salz- und Pfeffersteuer aus Holz mit Punktschriftbeschriftung, Messerschleifer und Uhren, die sowohl über ein tastbares Ziffernblatt als auch über eine Sprachausgabe verfügen.
Als Spiele wurden ein Braille-Sudoku aus Holz sowie das Brettspiel Parcheesi mit Würfelblock vorgestellt. Neu war auch ein Lernspiel für mehrfachbehinderte blinde Kinder, mit dem diese Braillebuchstaben, verschiedene Formen und Geräusche kennenlernen und mit anderen Kindern interagieren können. Das Spiel ist eher für Institutionen geeignet. Die Deutsche Zen­tralbücherei für Blinde Leipzig zeigte ein Holzpuzzle der Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland.

Unter den optischen Sehhilfen fiel unter anderem eine Clip­leuchte, Headlight LED, zum Aufstecken auf eine Brille auf. Des Weiteren wurden bei den altbewährten Standlupen Makrolux und Scribolux die Schiebeschalter durch gummierte Druckschalter ersetzt.
Die Technische Universität Prag erläuterte bei einem Vortrag ein Navigationssystem, das mit einem Smartphone über Bluetooth verbunden wird. Die Steuerung des Systems erfolgt über eine Fernbedienung, die in den Griff des Langstocks integriert ist. Derzeit ist das System noch ein Prototyp. Das EU-Projekt Range-IT zeigte einen Gürtel als Hinderniserkenner.

Studenten der Universität Osnabrück zeigten den Navigationsgürtel FeelSpace, der über Bluetooth mit einem Smartphone verbunden wird und über Vibrationen die Laufrichtung angibt. Das Projekt war nicht mit einem Messestand vertreten.
Auch bei Braillezeilen gibt es Innovationen: Bei einem neuen System verfügt die Zeile neben USB und Bluetooth (mehrere Geräte können über die Zeile gleichzeitig bedient werden) auch über eine eigene Intelligenz. Viele Hersteller bieten preisgünstigere Braillezeilen ohne eigene Intelligenz (oft mit Brailleeingabe) zur Nutzung mit einem Smartphone oder Tablet an.


Ausführlicher Rückblick mit Produktvorstellungen
13. SightCity FrankfurtMesse für Menschen mit Sehbehinderung

Vom 20. bis 22. Mai 2015 fand im Sheraton-Hotel Frankfurt/Main-Flughafen die 13. SightCity, Fachmesse für Hilfsmittel für Sehbehinderte und Blinde statt. Rund 130 Firmen und Dienstleister aus dem In- und Ausland präsentierten sich den Besuchern. In Anbetracht der Fülle der Aussteller ist es nicht möglich, jedes Produkt und jeden Hersteller oder Dienstleister einzeln zu nennen. Die genannten Produkte und auch die Reihenfolge der Nennungen stellt keine Wertung dar. Geräte aus den Vorjahren werden nicht genannt.

Es gab viele Hersteller aus Osteuropa und Asien, die mit preisgünstigeren Produkten auf den deutschen Markt möchten, aber auch „alteingesessene“ Hersteller aus Deutschland und Westeuropa, die ihre Produkte weiterentwickelt haben.

Bei den (Vor)Lesegeräten lässt sich, wie in den Jahren davor auch schon, beobachten, dass die Geräte zunehmend über die Kombination Vergrößerung und OCR (Texterkennung und Vorlesen) verfügen. Es gibt diese Geräte in verschiedenen Ausführungen, als geschlossene Systeme, aber auch als Systeme, die an einen PC, ein Tablet oder an einen Mac gekoppelt werden. Auch einige Smartphones oder Tablets können mit einer entsprechenden Software und Zubehör ausgestattet werden. Diese Systeme gibt es von verschiedenen Herstellern aus dem In- und Ausland.

Bei den Smartphones haben einige Anbieter eine spezielle Software über das Betriebssystem Android gelegt, welches die Bedienführung vereinfacht und in Sprache und Großschrift darstellt. Diese beinhalten Anwendungen wie zum Beispiel SMS, E-Mail, OCR, elektronische Lupe oder auch Navigation.

BlindShell: Dieses System arbeitet ausschließlich mit einem Touchscreen. Für die Lupenfunktion gibt es optional einen Ständer, auf den das Smartphone aufgelegt werden kann. Deutscher Vertrieb BHVD.

SmartVision: Kapsys, der Hersteller des Kapten Mobility, zeigte ein Android-Handy mit vereinfachter Bedienführung und Tastatur. Es beinhaltet unter anderem auch ein Navigationssystem auf Basis des Kapten. Deutscher Vertrieb durch Vistac und PABS.

ClariaVox: Dieses System, ebenfalls auf der Basis von Android, arbeitet mit einer Schablone auf dem Touchscreen, damit man sich leichter orientieren kann.

ClariaZoom: Aufbau des Menüs wie ClariaVox, ohne Schablone, mit Vergrößerung, beinhaltet auch eine elektronische Lupe

Alltagshilfen:
Das LHZ in Dresden hat neu unter anderem einen Salz- und Pfeffersteuer aus Holz mit Punktschriftbeschriftung im Programm, ebenso wie einen Messerschleifer und auch Uhren, die sowohl über ein tastbares Ziffernblatt als auch über eine Sprachausgabe verfügen.

Spiele:
Auch zeigte das LHZ ein Braille-Sudoku aus Holz. Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig, kurz DZB, zeigte unter anderem ein Holzpuzzle der Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland. Der BHVD zeigte das Brettspiel Parcheesi mit Würfelblock. Die australische Firma ReachAndMatch zeigte ein Lernspiel für mehrfachbehinderte blinde Kinder, mit dem diese Braillebuchstaben, verschiedene Formen und Geräusche kennenlernen und mit anderen Kindern interagieren können. Das Spiel ist eher für Institutionen geeignet.

Optische Sehhilfen:

Die Firma Eschenbach Optik stellte eine Clipleuchte, Headlight LED, zum Aufstecken auf eine Brille vor. Des Weiteren wurden bei den altbewährten Standlupen Makrolux und Scribolux die Schiebeschalter durch gummierte Druckschalter ersetzt.

Die Technische Universität in Prag erläuterte bei einem Vortrag ein Navigationssystem, das mit einem Smartphone über Bluetooth verbunden wird. Die Steuerung des Systems erfolgt über eine Fernbedienung, die in den Griff des Langstocks integriert ist. Derzeit ist das System ein Prototyp. Das EU-Projekt Range-IT zeigte einen Gürtel als Hinderniserkenner.

Studenten der Universität Osnabrück zeigten den Navigationsgürtel FeelSpace, der über Bluetooth mit einem Smartphone verbunden wird und über Vibrationen die Laufrichtung angibt. Das Projekt war nicht mit einem Messestand vertreten.

Das Navigationssystem Trekker Breeze wird in den kommenden Wochen Verbesserungen und Erweiterungen seiner Hard- und Software erhalten. Bereits vorhandene Geräte können ebenfalls ein Upgrade erhalten. Infos und Upgrades (ca. 200 Euro) erhalten Besitzer eines Trekker Breeze bei derjenigen Firma, bei der das Gerät erworben wurde.

Braillezeilen:
Baum zeigte seine neue UltraVario. Die Zeile verfügt neben USB und Bluetooth (mehrere Geräte können über die Zeile gleichzeitig bedient werden) auch über eine eigene Intelligenz.

Viele Hersteller aus anderen Ländern verfolgen hier eine andere Philosophie. Sie bieten preisgünstigere Braillezeilen ohne eigene Intelligenz (oft mit Brailleeingabe) zur Nutzung mit einem Smartphone oder Tablet an, zum Beispiel die Zeile der koreanischen Firma HIMS, Smart Beetle, oder auch die Braillezeilen in unterschiedlicher Ausführung der Firma Gaudio-Braille.

Die Firma Protak zeigte einen Ständer, in den eine 40-stellige Braillezeile (zum Beispiel Focus 40 blue) integriert ist und der somit eine Einheit mit einem Laptop, Ultrabook oder Netbook bilden kann. Das Ganze kann zusätzlich zum Transport in einer passenden Tasche verstaut werden.

Die Firma HumanWare zeigte einen Drucker, der auf schwarzem Papier weiße Buchstaben drucken kann.

Die Firma Ludwig Becker zeigte ein Stand-alone-Gerät zum Beschriften von Dymobändern. Das Gerät verfügt über eine Braille-Eingabetastatur, alternativ kann über USB eine Schwarzschrift-Tastatur angeschlossen werden.

Der Ammec (Festplattenrekorder mit Sprachausgabe) erfährt eine Neuauflage, der Ammec Mini wird voraussichtlich im Herbst zum Verkauf zur Verfügung stehen.

Beim NWW-Scandi handelt es sich um eine Scanhilfe für Smartphones, mit deren Hilfe der Abstand zum Lesegut eingehalten werden kann. Mit einer OCR (Texterkennung) können Texte komplett erfasst und vorgelesen werden.

Tabimax ist ein Ständer für das iPad, das einen bestimmten Abstand zwischen Kamera und Lesegut sicherstellt. Das Lesegut kann unter der Tablet-Kamera bewegt werden. Mit der passenden App wird das iPad zur elektronischen Lupe oder sogar zu einem kleinen Bildschirmlesegerät.

Die Vergrößerungsprogramme Zoomtext und Supernova ermöglichen in den neuesten Versionen auch die Nutzung eines Tablet mit dem Betriebssystem Windows.

Ambutec hat das Aussehen seiner Faltstöcke verändert. Die Griffe sind bunt und das oberste Stockglied hat Applikationen in den Farben des Stockgriffs (blau, grün, rot, gelb). Deutscher Vertrieb: BHVD. Die ONCE zeigte Etuis für Faltstöcke zum Umhängen. Deutscher Vertrieb über Jürgen Nolde.

Das SightCity-Forum feierte dieses Jahr seinen 10. Geburtstag. Neben den vielen wissenschaftlichen Vorträgen rund um das Thema Augenerkrankungen gab es einige Diskussionen rund ums Thema Hilfsmittel, deren Entwicklung und die Positionen der Selbsthilfe.

Jürgen Becker,
Bundessprecher der Sektion Blinde und Sehbehinderte des VPT
 


Quelle: VPT Magazin, Nr. 02/2015 Ausgabe SEPT